3. November 1949 – der Deutsche Bundestag beschließt: Bonn bleibt weiterhin die provisorische Bundeshaupstadt der gerade gegründeten Bundesrepublik Deutschland. Seitdem tagte zigtausendende Male der Deutsche Bundestag in Bonn, eine kaum zu beziffernde Zahl ausländischer Politiker hielt sich hier zu Staats- und Arbeitsbesuchen auf. In Bonn wurde “große Politik” geschrieben.

All dies ist gut dokumentiert und vielfach gewürdigt worden. In der Öffentlichkeit weit weniger Aufmerksamkeit fand die Tatsache, dass Bonn in seiner Zeit als Bundeshauptstadt auch zu einem wichtigen Ort des politischen und sozialen Straßenprotests wurde. Vom 7. September 1949 bis zum 1. Juli 1999 – den Tagen der ersten und der letzten Bonner Bundestagssitzung – fanden hier etwa 6500 angemeldete Demonstrationen statt – Kundgebungen, Sternfahrten und Mahnwachen. Auf dem Markt- und Münsterplatz, vor Ministerien und Botschaften protestierten kleine Gruppen, aber auch Zehntausende – Stahl- wie Bergarbeiter, Kriegsopfer und Vertriebene, Bürgerinitiativen, Rüstungsgegner. Der Bonner Hofgarten mit seinen Friedensdemonstrationen Anfang der 1980er Jahre wurde zum Synonym des engagierten und friedlichen Protests Hundertausender. Insgesamt zogen Millionen von Bürgerinnen und Bürger gezielt in diese kleine Stadt, um ihr grundgesetzliches verbrieftes Recht auf Meinungsäußerung auszuüben; Hunderttausende von Polizisten sorgten bei den zumeist friedlichen Demonstrationen für Ordnung und Sicherheit; über so manchen Protest berichtete die überregionale Presse auf ihrer Titelseiten. Und die Bonner Bevölkerung: sie hatte so manche Unannehmlichkeit zu erdulden.

Die Dokumentation “Auf zur Demo!” spürt diesem weitgehend unbearbeiteten Thema nach. In sechs Kapiteln blickt sie auf die Bonner Geschichte mit ihrer Demonstrationskultur verschiedener Zeitabschnitte zurück und lässt veröffentlichte und unveröffentlichte Quellen sprechen. Illustriert wird der Band durch zahlreiche Schwarz-Weiß- und Farb-Fotos.