Mehr als einhundert Jahre gehörten Grubenpferde ganz selbstverständlich zum Arbeitsalltag auf den Zechen an der Ruhr. Heute wirken die Vierbeiner mit ihren Pferdeführern auf uns wie Erscheinungen aus einer längst vergangenen Epoche. Und doch sind nicht einmal 50 Jahre vergangen, seit 1966 mit Tobias das letzte bekannte Grubenpferd im Ruhrbergbau in Rente ging. An ihm vollzogen Öffentlichkeit und Medien stellvertretend und mit großer Anteilnahme Abschied von der Ära der Kumpel auf vier Beinen.
Für die Wissenschaft waren sie meist bloß eine Randnotiz, eine unbedeutende Episode. Ehemalige Bergleute gaben den Vierbeinern in ihren Erinnerungen mehr Raum; bei ihnen überwiegt die Anekdote. Das vorliegende Lesebuch schließt diese Lücke. Umfassend und anschaulich berichtet es über die unbekannte Lebenswelt der Grubenpferde unter Tage. Nach einem historischen Überblick über Ursachen und Umfang der Pferdeförderung, eingesetzte Rassen und verschiedene Formen der Pferdewirtschaft führt es ein in Arbeitsalltag, Versorgung, Unfälle, Krankheiten, frühe Tierschutzbewegung und erklärt das Phänomen der „zählenden“ Vierbeiner. Es erschließt unbekannte Archivbestände und nähert sich mit zahlreichen Fotos, Interviewausschnitten und privaten Dokumenten dem Mythos der Kumpel auf vier Beinen