Der Zorn Gottes ist für Christen ein eher unbeliebter und daher stark vernachlässigter Aspekt biblischer Gottesvorstellung, obwohl er im Alten Testament breit bezeugt ist. Zudem spielt er schon Jahrhunderte zuvor im Alten Orient eine bedeutende Rolle. Das biblische Israel hat die ihm vorgegebene Konzeption aufgrund seines Schuldverständnisses deutlich verschärft, hat sie zur Deutung von Erfahrungen des göttlichen Gerichts genutzt und dabei immer neu gefragt, ob Gott sein schuldig gewordenes Volk verwerfen kann. Es hat diese Frage vehement verneint und auf verschiedene Weise zu beschreiben versucht, wie Gottes Güte seinem Zorn feste Grenzen setzt bzw. ihn zugunsten des Menschen überwindet.