Künstlerische Hinterlassenschaften der präklassischen Indianerkulturen Mesoamerikas erlauben Rückschlüsse auf das Verständnis von Leben und Tod. So reflektieren aus Ton gefertigte Frauenfigurinen des Agrar- und Totenkultes den noch im altsteinzeitlichen Denken wurzelnden Glauben an die Lebenskraft der Figurinen und deren Übertragbarkeit auf die Toten und die Pflanzenwelt.
Die Kunstwerke der bereits hochentwickelten olmekischen Kultur spiegeln dagegen die Suche des sich seiner Sterblichkeit bewusst gewordenen Menschen nach Ursprung und Sinn des Lebens. Sie zeigen die Bedeutung der nach Sesshaftwerden allmählich gewonnenen Erkenntnis des Todes als Lebensgrenze für die Entwicklung von Schöpfungsvorstellungen und die Entstehung der Religionen. Die Transzendenz seiner postmortalen Erwartung in ein jenseitiges Leben bedeutete für den Menschen einen Ausweg aus der Endgültigkeit des Todes und eine Aussöhnung mit seiner irdischen Vergänglichkeit.