Die Gelehrtenkultur des lateinischen Westens vor der Entstehung der Universitäten erscheint in neuem Licht, wenn man sie nicht nur als Vorgeschichte späterer Wissenschaftskulturen versteht: Die Lehrer des frühen und hohen Mittelalters vermittelten nicht nur Wissen, sondern religiöse ›Lehre‹. Im vorliegenden Band werden Gelehrte daher nicht in Schulen, sondern in kirchlichen Netzwerken verortet. Ausführlich geht die Autorin den Strategien nach, mit denen Lehrer zwischen 800 und 1150 sakralisierte Autorität beanspruchten. In einem kontrastierenden Vergleich der kirchlich geprägten Wissensvermittlung des karolingischen Imperiums mit den deutschen und französischen Schullandschaften des Hochmittelalters werden insbesondere neue Zugänge zur Differenzierung europäischer Wissenskulturen um 1100 gesucht.