Jürgen Jansens Gemälde entstehen in einem technisch aufwändigen sowie materialintensiven Prozess unter großem Zeitaufwand. Mit ihren glatten und glänzenden Oberflächen lassen sie sorgsam gesetzte Formationen und Ornamente scheinbar im Bildraum schweben. Durch diesen Moment des Schwebens der Bildelemente macht diese autonome Malerei Stofflichkeit und Entmaterialisierung in differenzierter Weise erfahrbar. Die den Bildern eingeschriebenen und sorgsam gesetzten Gesten deuten zudem auf eine – bewusst geschaffene – formale Nähe zum amerikanischen Abstrakten Expressionismus, zur Nachmalerischen Abstraktion sowie zur Malerei des deutschen Informel hin. Ihre scheinbare Dynamik und Körperlosigkeit verdanken sich einem im wahrsten Sinne des Wortes ‚vielschichtigen‘ Gestaltungsprozess: Was auf den ersten Blick wie ein ungeordnetes Zusammentreffen von Farben und Formen erscheint, erweist sich bei eingehender Betrachtung als wohl durchdachte Komposition. Auf einen farblos mit Harz grundierten und horizontal gelagerten Bildträger werden mit Bedacht bis zu dreißig Schichten Farbe gegossen, getropft, gespachtelt oder mit verschiedenen Werkzeugen aufgetragen. Durch die Art des Farbauftrags wie Sprühen, Spritzen, Gießen, Rakeln oder Lackieren lässt Jansen die Farbe entkörperlicht und gewichtslos erscheinen. Er arbeitet mit Fotoemulsionen, Pigmenten, Ölen und Harzen, wobei sich diese mal zähflüssig verdicken, mal zu farbigen Erosionslandschaften verdünnen. Damit bedient er sich zwar zu einem guten Teil der Eigendynamik des Malmaterials sowie dem Zusammenwirken von
Viskosität und Schwerkraft, aber stets nur in dem Rahmen, den der gesteuerte Zufall zulässt. Die Ergebnisse dieser Arbeitsweise erwecken tatsächlich den Eindruck, dass auch der Künstler sich von der Wirkung seiner Werke, die gleichermaßen aus dem bewusst gelenkten Prozess wie auch aus dem Eigenleben des Malmaterials hervorgeht, mitunter überwältigen lässt.