Berthold Auerbach (1812-1882) ist einer der vergessenen Bestsellerautoren des 19. Jahrhunderts. Seine Dorfgeschichten machten den deutsch-jüdischen Autor über Nacht zu einer bekannten Figur des literarischen Lebens. Während die Dorfgeschichten zunächst vorwiegend in den adligen und bürgerlichen Salons gelesen und diskutiert wurden und erst später in Leih- und Volksbibliotheken vertreten waren, versuchte Auerbach mit seinen Volkskalendern bereits seit den 40-er Jahren des 19. Jahrhunderts, bildungsferne Schichten zu erreichen. Das Interesse des Volksaufklärers Auerbach galt der Vermittlung eines aufklärerischen liberalen Bildungsprogramms, das er zwischen 1842 und 1848 in theoretischen Schriften (Der gebildete Bürger, Schrift und Volk) und poetischen Texten formulierte. So werden in der Dorfgeschichte Der Lauterbacher anhand verschiedener Lehrerfiguren Chancen und Probleme der Volksaufklärung in einer dörflichen Gemeinschaft aufgezeigt. Auerbachs Forderung, dass die Literatur für das Volk zugleich dichterisch und realistisch sein müsse, versuchte er in seinen Volkskalendern praktisch umzusetzen. Im Vormarz thematisierte Auerbach in seinem Kalender Der Gevattersmann vor allem Aspekte politischer und moralischer Bildung als Bestandteil von Selbstbildungsprozessen. Die Forderung nach Freiheitsrechten und der deutschen Einheit bestimmte auch noch Auerbachs Volkskalender nach der Revolutionszeit.