Das zentrale Erkenntnisinteresse der Dissertation gilt dem möglichen Zusammenhang und dem Zusammenwirken von fremdsprachlicher Produktion und Fremdsprachenerwerb, exemplifiziert anhand der Sprechdaten einer spanischen Deutsch-Lernerin, die einen besonderen Lernertyp repräsentiert: den in der Fachliteratur beschriebenen sog. „risk-taker“, der gerne und relativ frei und hemmungslos auch in einer nur rudimentär beherrschten Fremdsprache spricht. Obwohl ein Lerner auf ihrem sprachlichen Niveau von der Sprechaufgabe des ersten Teils der Untersuchung, einer Querschnittstudie, eigentlich überfordert sein müsste, reagiert sie nicht defensiv oder gar frustriert auf die Aufgabe, sondern nimmt sie als Herausforderung offensiv und mit positiver Einstellung an und produziert einen relativ langen und elaborierten Text. Die Formen und Strukturen auch ihrer späteren Produktionen zeichnen sich außer durch eine starke Fehlerhaftigkeit durch eine große Variabilität und Unsystematisiertheit aus, ihr Sprechmodus ist demnach als experimentierend und explorativ zu charakterisieren. In dem zweiten empirischen Teil der Untersuchung, einer Fallstudie, werden die über mehrere Monate erhobenen Sprechdaten der Lernerin analysiert. Von besonderem Interesse ist dabei, Prozesse der Selbstorganisation in der Lernersprache der Probandin zu identifizieren und zu erklären. Dies erfolgt u.a. durch eine Kategorisierung der Fehler. Dabei können Konsolidierungen von korrekten und nicht-korrekten Formen, d.h. auch Vorstufen von Fossilisierungen festgestellt werden, was darauf schließen lässt, dass Selbstorganisationsprozesse in der Lernersprache nicht unbedingt zu einer Rekonstruktion der Zielsprache führen. Ein Ergebnis der Arbeit ist, dass insbesondere bei einem Lernertyp, wie ihn die Probandin repräsentiert, ein sprachliches Vorbild hilfreich wäre, um eine höhere Korrektheit zu erzielen.