Teil der Ausstellung sind auch Werke, die Lempert im vergangenen Jahr während seines Aufenthalts in der Villa Massimo in Rom geschaffen hat. Zu ihnen gehört auch die Fotosequenz des aktiven Vulkans Stromboli: Eine schwarze Wolke steigt auf, verändert ihre Form und verfliegt langsam, bis der helle Horizont gegen den dunklen Vordergrund und den rauchgeschwärzten Himmel zu sehen ist. Lempert hat sie für sein Künstlerbuch ausgewählt, das mit dem lapidaren Titel „Drift“ auf diejenigen Kräfte im inneren der Erde anspielt, die zu Vulkanausbrüchen führen können. Dieses Naturphänomen hat derzeit erstaunliche Auswirkungen auf unser Alltagsleben, in dem Flugzeuge selbstverständliche Verkehrsmittel sind. Vor 200 Jahren sah man in einem Vulkan wie dem Etna, Stromboli oder Vesuv ein Motiv des Erhabenen: Der Moment des Schreckens und Grauens, mit dem aktiven Vulkan gleichsam in einen Höllenschlund zu blicken, kann aus sicherer Distanz in eine ästhetische Erfahrung des Erhabenen übersetzt werden. Wenn Sie nun gleich an diese Vulkanaufnahmen herantreten, werden Sie sehen können, wie die Rauchpartikel so auf dem Fotopapier hervortreten, dass man gleichsam mit dem Fotografen im Ascheregen steht und die Unmittelbarkeit des beeindruckenden Augenblicks spürbar wird. (Barbara Engelbach, April 2010)