Die aus Hitler-Deutschland geflüchteten Deutschen haben recht und schlecht versucht, in den jeweiligen Exilländern, die sie aufgenommen hatten, Fuß zu fassen. Anfangs waren sie noch oft der Illusion erlegen, dass der Nationalsozialismus besiegt werden könne durch den Zusammenschluss der demokratischen Kräfte. Auch ihre aktive Unterstützung der Strategien der Volksfront lässt sich so erklären. Bald aber mussten sie erkennen, dass das Nazi-Regime viel solider war als sie gedacht hatten und dass die Idee der Rückkehr in die Heimat immer unwahrscheinlicher wurde.
Wie gestaltete sich nun das Leben der Menschen, die die Forschung als „die kleinen Leute“ des Exils zu bezeichnen pflegt? Dies war eine Geschichte mit Haken und Ösen, mit der sich dieses Buch befassen möchte. Die Flüchtlinge aus Nazideutschland hat es in alle Himmelsrichtungen verschlagen. Ihr Blick blieb trotzdem eine Zeit lang auf Deutschland gerichtet, aber ihnen wurde bewusst, dass ihr erzwungener Aufenthalt in Frankreich, in Gross- Britannien, in der Tschechoslowakei, in den Vereinigten Staaten, in Süd-Amerika, in Palästina, in Schanghai, in Neuseeland, auf den Philipinnen viel länger zu dauern drohte und dass sie nun versuchen mussten, sich auf das Land und die Leute, die ihnen Schutz und Hilfe boten, einzulassen und sich zu integrieren. Es wird sich aber zeigen, dass die Bedingungen für einen Neuanfang sehr verschieden angelegt waren. Manche konnten noch an ihre früheren Erfolge in der Heimat anknüpfen. Die meisten aber fristeten ein kümmerliches Dasein in Ländern, in denen Verhältnisse herrschten, die ihrer ehemaligen Lebensart in keiner Weise entsprachen.