Philosophisch relevante Auseinandersetzungen mit Musik, die aufzuschließen vermögen, wie und unter welchen Voraussetzungen das Element der Empfi ndung schönheitsfähig ist, fi nden sich kaum. Ernest Ansermets Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein (1961) ist zweifellos eine solche. Ansermets zentrales Anliegen ist Begründung der Tonalität. Worin gründet die „natürlich“ erscheinende – und zugleich im 20. Jahrhundert als überholt angesehene – tonale Syntax? Wodurch unterscheidet sich diese von nachtonalen Formen? Ansermet unternimmt angesichts der musikalischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts eine großangelegte Apologie der Tonalität. In dieser soll aufgezeigt werden, dass die tonale Form des musikalischen Materials im „menschlichen Bewusstsein“ fundiert ist. Dabei gelangt er letztlich zu der Auffassung, dass die tonale Form der Tonhöhen- und Tondauergestaltung als Selbstvergegenständlichung des Menschen zu fassen sei. Die vorliegende Untersuchung unternimmt es, Ansermets Grundansatz und dessen Voraussetzungen sowie auch die – durchaus disparaten – Durchführungsbestimmungen in der Weise eines kritischen Kommentars zu bedenken.