Das Buch rekonstruiert die Lebensgeschichte einer heute nahezu unbekannten Gräfin aus der in Ahrensburg ansässigen Schimmelmann-Familie. Dreißig Jahre lang führte Adeline von Schimmelmann (1854-1913) ein unauffälliges Leben; sie verhielt sich wie viele andere adlige Frauen ihrer Generation. Erst nach dem Ende ihrer Zeit als Hofdame bei Kaiserin Augusta fiel sie auf, weil sie ungewöhnliche Formen von christlicher Sozialarbeit praktizierte.
Zusätzlich begann sie, als Predigerin aufzutreten. 1894 war sie in einen dänischen Psychiatrieskandal verwickelt, da ihre Familie vorübergehend für eine Zwangseinweisung in ein Kopenhagener Hospital gesorgt hatte. Zu den weiteren Projekten, die sie nach ihrer Entlassung in Angriff nahm, gehören die Gründung eines Verlags mit einer eigenen Zeitschrift sowie einer Gesellschaft für Seemannsmission und unzählige Reisen bis nach Amerika, um bei Evangelisationen Vorträge zu halten. Zu den Besonderheiten ihrer Biographie zählt auch die Adoption eines Sohnes, um dessen Herkunft sich zahlreiche Gerüchte rankten.
Spuren der Gräfin sind bis heute vor allem in Göhren auf Rügen und in der Rhön zu finden. Adeline Schimmelmann war zu Lebzeiten eine bekannte und umstrittene Persönlichkeit. Die Beschäftigung mit ihr wirft neue Schlaglichter auf die Kaiserzeit mit ihrer Vielfalt adliger, weiblicher und christlich motivierter Lebensweisen. Zahlreiche Bilddokumente, die Adeline Schimmelmann und ihre zeitgenössische Wirkung belegen, vervollständigen die Ausführungen dieser Studie.