In Wien hat Ilse Aichinger, geboren 1921, das Glück der Kindheit erlebt, aber auch die Verfolgung durch die Nazis, die ihre jüdischen Verwandten ermordeten. Ihre Texte zu Wien, die im Zeitraum von 1945 bis 2005 entstanden sind, suchen in der Topographie der Stadt immer neu nach den Verschwundenen und den Toten: Erinnerung, »die sich nicht zu Ende begreift«. Die vorliegende Studie liest Texte unterschiedlichster Formen – Roman, Erzählung, Dialog, Prosagedicht, Feuilleton – im Koordinatensystem von Ich, Topographie und Erinnerung. Vom Frühwerk, zentriert um ein emphatisch sich selbst setzendes existentialistisches Subjekt, bis zum feuilletonistischen Projekt einer »Autobiographie ohne Ich« wird eine Entwicklung sichtbar, in der sich ein halbes Jahrhundert deutscher Zeit- und Literaturgeschichte spiegelt.