In der deutschen Frühaufklärung stellte sich das Problem der Verortung musikalischen Wissens im Kontext gelehrten Wissens in neuer Weise. An welchen Wissensformen Musik teilhaben sollte, um nicht an festgefügten Orten in einer traditionellen Topik zu versteinern sondern auch an neuen Formen der Wissensproduktion teilhaben zu können, wurde in unterschiedlicher Weise beantwortet. Zwei profilierte Antworten werden hier mit der Edition zweier Programmschriften des Hamburger Musikgelehrten Johann Mattheson (De eruditione musica, 1732) und der Leipziger Philosophiestudenten und Bachschülers Lorenz Mizler (Dissertatio 1734) vorgestellt. Während Matthesons breit angelegtes Musik-Konzept aufder Idee der Selbstbildung und einem Methoden-Eklektizismus nach dem Vorbild von Thomasius gründet, zielt Mizlers Entwurf auf die disziplinäre Etablierung eines universitären Faches im Rahmen einer auf mathematischen Erkenntnisgewinn abgestellten Philosophie, wie sie Christian Wolff vertrat. Im Schnittfeld dieser konträr angelegten Entwürfe eröffnet sich eine Vielfalt der Problemstellung von Musik als Wissensfeld, die für das gesamte 18. Jahrhundert bedeutsam bleibt.