Die Bewertung von Richard Wagners Haltung gegenüber den Juden ist bis heute Gegenstand unterschiedlichster Perspektiven und Lesarten. Während Wagners antijüdischer Habitus Züge eines "Leitmotivs" in seinem Leben und, wie einige Forscher postulieren, auch in seinem Werk aufweist, war dieser Antijudaismus in sich doch höchst widersprüchlich.

Die vorliegende, bewusst überschaubar gehaltene Untersuchung widmet sich Richard Wagners Verhältnis zum Judentum, wobei dieser Begriff in seiner breiteren Bedeutung als Gesamtheit aus jüdischer Kultur, Geschichte, Religion, Tradition und jüdischen Bräuchen verstanden wird.

Es geht darum, einen übergreifenden Themenkomplex schlaglichtartig zu erhellen. Dieser umfasst Fragen nach dem Antijudaismus bzw. Antisemitismus bei Wagner, nach antijüdischen Motiven in seinem Œuvre und nach Wagners gespaltenem Verhältnis sowohl zu seinen jüdischen Zeitgenossen als auch zum Judentum als Ganzem. Der Beitrag soll einen ersten Überblick über ein nach wie vor hochaktuelles und kontrovers erörtertes Thema verschaffen, zu einer Anschlusslektüre von Primärquellen und Sekundärliteratur anregen und auch die Frage aufwerfen, inwiefern diese Diskussion den offenen Blick auf Wagners musikdramatisches Werk verstellt.