Die Heterogenität der Schülerschaft unserer Schulen nimmt unzweifelhaft enorm zu. Ergibt sich daraus nicht eine große Belastung für den Unterricht und eine kaum zumutbare Erschwernis für den Lehrerberuf? Diese Befürchtung stellt sich ein, weil eine möglichst große Homogenität der Schülerschaft bis heute als eine wesentliche Voraussetzung für das Gelingen schulischen Unterrichts gilt. Entsprechend homogenisieren und selektieren wir solange, bis die gewünschte Homogenität erreicht scheint, stoßen dabei aber an Grenzen: Homogenität lässt sich kaum noch herstellen, war vielleicht immer schon eine Fiktion. Was ist in dieser Situation zu tun? Es müsse ein radikaler Perspektivwechsel vollzogen werden, lautet eine gegenwärtig viel diskutierte Antwort darauf: Heterogenität dürfe nicht länger als Belastung gewertet, sie müsse vielmehr als Chance begriffen werden, veraltete Formen frontaler Unterrichtung zu überwinden und stattdessen flächendeckend individualisierende Unterrichtsformen zu etablieren, mit denen sich dann im Sekundarbereich eine »Schule für alle« gestalten ließe, die ohne Selektionen auskommt und alle Kinder gleich welcher Herkunft, Begabung und Gesundheit auf individuellen Lernwegen optimal fördert. Die Beiträge des vorliegenden Themenbandes gehen auf wesentliche Fragen ein, die dieses Alternativkonzept aufwirft.