Die Stimmung der Langweile konterkariert das Ideal geistiger Regsamkeit sowie den bildungsbürgerlichen Auftrag, die eigene Zeit einer sinnvollen Beschäftigung zuzuführen.
Die interessante Frage ist jedoch, ob sie ein genuines Problem des philosophischen Denkens selbst enthüllt: Ist Langweile doch die Dämmerung des Denkens, in der der Philosoph zum Ketzer an der eigenen Sache wird, ein untrügliches Anzeichen einer idiosynkratischen Überempfindlichkeit, die auf eine Fehlfunktion des Systems selbst hinweist.
Der vorliegende Band geht dieser Frage kursorisch durch die Philosophiegeschichte nach. Dazu werden philosophische Idealzustände auf ihr ebenso naheliegendes wie weithin diskreditiertes Kippmoment hin untersucht: ihren Umschlag in Langeweile. Es scheint, als drohe die Philosophie gerade dort, wo sie sich verwirklichen möchte, unendlich langweilig zu werden, ganz so als würde mit zunehmender Wirksamkeit auch ihre Trägheit ins Unendliche ansteigen.
Martin Heidegger liefert 1929, einem Jahr geprägt durch Bankenkrisen und politische Unruhen, ausgerechnet mit einer groß angelegten Analyse der Langeweile das Eskalationsmodell einer solchermaßen ins Leere laufenden Rationalität und stößt dabei unverhofft auch auf die potenzielle Nähe von Langeweile und Gewalt.