In diesem Buch wird zunächst eine exogene Dimension des Schahbesuchs 1967 in Berlin behandelt. So gab es in den Beziehungen des Iran mit dem Osten ab 1964/65 eine "Entspannung". Gleichzeitig entstand aus Sicht des Schah ein potentielles "Vietnam" in Pakistan (für ihn eine mögliche Folge der pakistanischen Niederlage im Krieg mit Indien 1965), auch nahm er Expansionsbestrebungen des arabischen Nationalismus in Irak und Ägypten als zunehmende Bedrohung des Iran wahr. Das Schahregime versuchte deswegen seinen Hauptbündnispartner USA durch eine Hinwendung zum Osten zu einem größeren Maß an Konzessionen zu bewegen. Außerdem warb es um die Bundesrepublik als eine Art "Zweitmacht" neben den USA. In der Folge gab es eine Rüstungskooperation von Iran und BRD, in deren Verlauf u.a. 90 Düsenflugzeuge F-86 der Luftwaffe, die angeblich für die iranische Armee bestimmt waren, nach Pakistan gingen. Über weitere Großwaffenlieferungen wurde kurz vor dem Schahbesuch intensiv diskutiert. Geliefert wurde nicht - vielleicht aufgrund einer US-Intervention.

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Publikation betrifft eine endogene Dimension des Themas. So bildete sich ab 1967 eine neue "Jugendkultur" heraus, die eine sehr weit reichende Wirkungs- und Prägungskraft hatte. Ein Ausgangspunkt war ein maßloses und ungläubiges Entsetzen der Beteiligten über das, was sie am 2. Juni 1967 erlebt hatten. Da war man/frau vor dem Rathaus Schöneberg mit einem brutalen Knüppeleinsatz von "Jubelpersern" konfrontiert worden, mit dem die Realität Persiens nach Berlin verpflanzt wurde. Da gab es vor der Deutschen Oper einen nicht angekündigten Polizeieinsatz. Das offizielle Bild der Polizei, Freund und Helfer zu sein, wurde so in Frage gestellt. Und da gab es den tödlichen Schuss auf Benno Ohnesorg. Also den Schuss eines Berliner Polizisten - der insgeheim auch Mitarbeiter des MfS war - auf einen Demonstranten. Dieser Schuss wirkte wie ein Schuss in den Kopf vieler. Und führte zu der Frage, wie das möglich gewesen war.