Diese Arbeit über die Geschichte der Sozialistischen Einheitspartei (in) Westberlin einschließlich ihrer politischen Wurzeln schildert gleichzeitig die Wirkungen des Kalten Krieges in Berlin. Damit wird ein historiographisches Defizit beseitigt, denn in früheren Publikationen, die sich mit der SEW und ihrer Geschichte auseinandersetzen, blieb die Westberliner Vorgeschichte zwischen 1946 und der konstitutionellen Gründung der SED-Westberlin im Jahre 1962 unberücksichtigt. Andere Publikationen beschränken sich auf spätere Phasen der Partei oder haben ihren Schwerpunkt in der Schilderung der Abhängigkeit der SEW von der SED.
Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt in der Einbeziehung von Quellenmaterial des ehemaligen SED-Partei- und eines Privatarchivs, mit zum Teil unveröffentlichten Dokumenten, sowie der Berichterstattung der Parteizeitung 'Die Wahrheit'. Die Auswertung und Einarbeitung des Archivmaterials dient dazu, viele Innenansichten des Parteilebens mit seinen internen und äußeren Auseinandersetzungen in der langen Epoche des Kalten Krieges zu veranschaulichen.
Die politischen Bedingungen in der 'Freien Stadt einer freien Welt' (O-Ton des Rundfunks im amerikanischen Sektor/RIAS), unter denen die Parteimitglieder der Sozialistischen Einheitspartei zwischen 1948 und dem Beginn der APO-Bewegung arbeiteten, hatten zeitweise halblegalen Charakter. Die Blockkonfrontation der politischen- und ökonomischen Systeme, hatte weder in der Viersektoren Stadt Wien bis zum Staatsvertrag von 1955, noch in einer anderen deutschen Stadt ähnliche Auswirkungen wie in Berlin.
Die Rolle als Frontstadt spiegelte sich auch in den Westberliner Gewerkschaften und deren Führung wider. So wird hier die Gewerkschaftsentwicklung vor Beginn der FDGB-Abspaltung, der Unabhängigen Gewerkschaftsopposition, bis zu den offiziellen DDR-Kontakten der 1980er Jahre kritisch dargestellt.
Der Einfluss der Alliierten, des Senats und der relevanten Regierungsentscheidungen beider deutschen Staaten prägten dieses Westberlin, deren vorherrschendes politisches Selbstverständnis bis in die 1980er Jahre vom Geist des 'Pfahls im Fleische der DDR' beeinflusst war.
Berlin im Miniaturfokus der 'Schlachten' des Kalten Krieges an der Nahtstelle der Machtblöcke und eine kämpferische Partei, die innenpolitisch häufig behindert wurde, auf die DDR fixiert und von ihr abhängig war und im Spannungsfeld zwischen Sozialdemokratie, der Alternativen Liste und der Radikalen Linken agierte.