Heinz von Foerster (1911–2002), der seine Jugend und nach dem Zweiten Weltkrieg auch einige Berufsjahre in Wien verbrachte, ehe er 1948 in die Vereinigten Staaten wechselte, gilt als einer der Begründer des Radikalen Konstruktivismus. Zusammen mit Ernst von Glasersfeld, der immerhin im Wintersemester 1936/37 in Wien studierte, Gregory Bateson, Humberto R. Maturana, Francisco J. Varela, Paul Watzlawick, Jean Piaget, Gordon Pask und anderen entwickelte er in den 1960er und 1970er Jahren eine neue Form der Selbst- und Weltanalyse, die starke Effekte in den Kognitionswissenschaften oder in der Erkenntnistheorie auslöste.

Dieses Buch unternimmt den Versuch, die Foerster'schen Ursprünge des Radikalen Konstruktivismus aus seinem besonderen Wiener Umfeld heraus zu verstehen – und insbesondere an einen Wiener Denkstil zu binden, für den Ernst Mach, die Zweite Wiener Medizinische Schule oder Otto Neurath einige der herausragenden Exponenten bilden. Heinz von Foerster konnte sich in seiner Jugend- und Studienzeit typische Merkmale und Heuristiken dieser unfrommen antimetaphysischen Denkungsart aneignen, der auch seine erste größere Publikation – „Das Gedächtnis. Eine quantenphysikalische Untersuchung“ – aus dem Jahr 1948 entsprang.