In der Abgeschiedenheit der südafrikanischen Cederberg Mountains der nordwestlichen Kapprovinz entwickelte sich Mitte des 19. Jh. eine bemerkenswerte Missionsgemeinde. Der Autor vertritt hier die These, dass die relative Isolation, Unzugänglichkeit und Grenzlage dieser Region der dort lebenden schwarzen Bevölkerung den Zugang zu Land in einem weitaus größeren Maß als üblich ermöglichte.

Besonders die „Bastaard“-Familien profitierten von dieser wirtschaftlichen Unabhängigkeit und machten das Aufkommen einer schwarzen ländlichen Oberschicht möglich. Als im Jahr 1830 Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft hier die Wupperthaler Mission gründeten, war diese Führungsschicht schon fest etabliert. Ehemalige Sklaven und „Bastaard“-Familien, die sich auf dem Missionsgelände niederließen, formierten bald eine Missions-Elite, bestehend aus ausgebildeten Lehrern und Handwerkern. Vorsteher einzelner Haushalte wurden Diakone und Clan-Oberhäupte, was zu der Herausbildung einer berufsorientierten Missions-Hierarchie führte. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das kollektive Bewusstsein der Gemeinde durch ein steigendes Interesse an Besitzverhältnissen und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit einen Aufschwung. Ein gesteigertes politisches Bewusstsein resultierte in der Entscheidung sich nicht mit der Niederländisch-Reformierten Kirche zu vereinigen.

Die vorliegende Studie veranschaulicht, wie der kulturelle Konservatismus der Missionare der Rheinischen Mission in den 50er Jahren einer aufgeklärteren Sichtweise auf die Mission gewichen ist und die Gemeinde zum erstenmal zu einer eigenen Stimme fand. Die Entwicklung der Wupperthaler Mission wurde anhand von Primär- und Sekundärquellen, Interviews und demographischem Datenmaterial rekonstruiert. Dank der Methode der Familienrekonstitution ist es trotz mangelnder Primärquellen möglich, einen Einblick in die Lebensgeschichten der schwarzen und farbigen Wupperthal-Familien zu erlangen.

Zusammen mit demographischen Charakteristika und anekdotenhaften Kommentaren in Kirchenbüchern entsteht ein lebendiges Bild dieser Missionsgemeinde. Die bevölkerungsstatistischen Daten am Anfang des Buches veranschaulichen den Wandel der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Begebenheiten in der Region über einen Zeitraum von fast hundert Jahren. Diese Studie liefert einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte schwarzer ländlicher Missionsgemeinschaften im südlichen Afrika.

Dieses Werk wurde von uns in der englischen Originalausgabe sowie in einer deutschen Übersetzung innerhalb derselben Schriftenreihe veröffentlicht.

REZENSIONEN zur englischen Originalausgabe von 2009:
„Dissertation über Wupperthal in Südafrika: ·
Knapp 300 Kilometer nördlich von Kapstadt in Südafrika liegt die kleine Stadt Wupperthal. Sie wurde als Missionsstation von den ersten vier Missionaren der Rheinischen Missionsgesellschaft gegründet, die 1829 in das Gebiet kamen. Die Geschichte dieses Ortes ist jetzt in der Studie des englischen Historikers Mark Charles Bilbe dargestellt worden, die er als Dissertation an der Universität Cambridge eingereicht hat. Das Werk erscheint in der Reihe „InterCultura“ der Archiv- und Museumsstiftung der Vereinten Evangelischen Mission in englischer Sprache und wird am Dienstag dem 30. Juni 2009 um 18 Uhr in der Unterbarmer Hauptkirche der Öffentlichkeit vorgestellt.“
(Volkmar Wittmütz in „Romerike Berge“ 2/2009, 48)

„[...] this text is valuable in that it provides a number of original approaches to a staple topic of South African history. “Wupperthal” combines the history of church and mission with the investigation of economic and demographic change. Based on the analysis of parish register data, it focuses on the family constitution and reconstitution, as well as on the formation of family-driven networks.“
(Kirsten Rüther im „Journal of African History“ 52/2011, 131-132)