In der DDR gab es neben den Theologischen Fakultäten an den Universitäten drei Kirchliche Hochschulen für die Ausbildung von evangelischen Theologen. Das Katechetische Oberseminar in Naumburg wurde 1949 gegründet, weil es einer Ausbildung von Lehrkräften für den Religionsunterricht für Oberschüler bedurfte; das boten die Universitäten nicht mehr an. Außerdem musste die Kirche auch jenen jungen Christen eine Chance bieten, denen der Zugang zum Universitätsstudium verwehrt wurde oder die eine kirchlich verantwortete Ausbildung suchten. Die SED hat das 'Katechetische Oberseminar Naumburg' (1949-1993) nie als Hochschule anerkannt und betrachtete es als illegal. Die Kirche garantierte hier jedoch eine volle akademische Ausbildung.
Unter dem treffenden Titel 'Im Schatten des Domes' gehen die Autoren in gründlicher Auswertung des Aktenbestandes den Arbeitsbedingungen der Hochschule nach. Dramatische Konflikte und oppositionelle Aktivitäten der Studierenden sind Thema – ebenso wie die gediegene theologische Arbeit. Ehemalige Studenten und Mitarbeiter schildern Freimut und Vielfalt eines Lebens, das sich dem Druck des DDR-Systems nicht unterworfen hat. Dokumente, Fotos und Biogramme vervollständigen das Bild.