Anlässlich des 50. Todestages Hanns Eislers gilt es, ihn nicht allein als künstlerisch souveränen Komponisten zu entdecken, sondern auch und gerade als Komponisten einer "angewandten Musik", die sich bei ihm in erster Linie auf Musik für Schauspiel und Film bezieht und mehr sein will und ist als Musik, die im Zusammenklang mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen "angewandt" wird.

Eisler befragt nachdrücklich und politisch keineswegs neutral die Funktionen und das Funktionieren dieser "Anwendungen", denen der Sonderband anhand der Inspektion ausgewählter Bühnen- und Filmmusiken resp. -projekte aus dem Berlin der Weimarer Republik, dem US-amerikanischen Exil und einer zwischen Ost-Berlin und Wien pendelnden Remigration näherzukommen sucht. Das Spektrum reicht vom politisch kontroversen Lehrstück "Die Maßnahme" bis zum Broadway-Projekt "Night Music", vom sowjetischen Dokumentarfilm "Pesn o Gerojach / Die Jugend hat das Wort" bis zum anspruchsvollen Unterhaltungsfilm aus Hollywood, wo – so Bertolt Brecht – "Lügen verkauft werden", nicht zuletzt vom vielfach ertragreichen filmmusikalischen Forschungsprojekt bis zum (kompositorisch gescheiterten) Opernprojekt "Johann Faustus".