Das Epos ist zurückgekehrt und hat in den Medien eine Inflation erfahren. Der Versuch große Erzählungen herzustellen, bestand allerdings immer. Doch die Maschinerie des antiken Götterhimmels wich einer technisierten Welt. Wo aber ist der epische Platz des verschwindenden Menschen, wie es die Postmoderne wettete, dessen Gesicht im Sand vom Meer verschlungen wird? Der These nach liegt dieser Ort zwischen Fiktion und ,Realität‘, der sich erzähltheoretisch als Randung einer zeicheninhärenten Epizität und Psychobiographie abzeichnet. Die Sprache als ,Haus des Seins‘ wird so Behälter und Inhalt einer Erzählwelt, die spiegelbildlich auf ihren urbanen oder atopischen Inseln fungiert, bei Enten liebenden Mafi osi mit Hang zur Traumdeutung oder Rauchmonstern mit Zeitreisefaible.

In den Fernsehepen Die Sopranos und Lost sind diese Fragen nach Identität und verlorener Totalität selbstrefl exiv eingeschrieben. Das Buch gibt in drei Teilen einen historisch-typologischen Überblick und fundiert eine phänomenologisch-psychoanalytische Literatur- und Medienwissenschaft, die dem Erzählmodell eine ,epidiegetische‘ Instanz hinzufügt. So wird gezeigt, wo in den Sopranos reale Familienromane als epische Jagd inszeniert werden, wo bei Lost eine Zauberbox das Doppel Produzent/Zuschauer markiert, um ein de-totalisiertes Neues Epos zu schaffen.