Die Überführung von Heiligenkörpern vom ursprünglichen Bestattungsort zu einer neuen Grab- oder Verwahrungsstätte ist das narrative Zentrum von Translationsbildzyklen. In Analogie zum Aufbau der im Heiligenkult relevanten Legendentexte ist die Reliquienübertragung aber nur nur eine Handlung im Rahmen einer umfangreichen Bilderzählung. Beginnend mit dem Martyrium kann sie anschließend die Offenbarung des Grabes, dessen Auffindung und die Erhebung der Reliquien schildern, der die Translation, die Ankunft am Bestimmungsort und ihre erneute Niederlegung folgen.

Diese Studie widmet sich fünf Translationsbildzyklen vom 11. bis 14. Jahrhundert. In verschiedenen Ländern Gattungen beheitmatet, wurden sie in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen konzipiert. Die Autorin lotet die individuelle Argumentationsweise der einzelnen Bildfolgen aus. In ihrer jeweils eigenen Sprache modifizieren und interpretieren sie das ihnen zugrunde liegende Schrifttum und erweisen sich dabei als neue Version der textlich überlieferten Heiligenlegenden.