Die Mentalitätsgeschichte als Gegenpol zur Ereignisgeschichte hat die historische und mediävistische Forschung gleichsam gespalten wie bereichert. Obwohl inzwischen global etabliert, geben ihre Gründerväter, die ,Annales d’histoire économique et sociale', kurz ,Annales', aber noch immer manches Rätsel auf: Was macht sie aus? Sind sie Gruppe, Schule, loser Verbund? Oder sind sie womöglich gar überhaupt keine Einheit? Diesen Fragen wird hier nachgespürt.
Eine besondere Konzentration gilt dabei einem ihrer schillerndsten Vertreter und dessen Werk zur ,Geschichte des privaten Lebens': Georges Duby, der mit seiner Herangehensweise, seinem Schreibstil und seinen Visionen eine ganz eigene Ausprägung der Mentalitätsgeschichte geschaffen hat. Das Buch beschäftigt sich damit, was ihn so unikal macht(e), und das sowohl aus der Sicht des Lesers, als auch auf Basis seiner Biografie. Ob und inwiefern er zu den Annales zählt, und weshalb neben Historikern auch Mediävisten, Kunstforscher oder Soziologen von seinen Erkenntnissen profitieren können, ist Thema dieser Studie.