„Mein Ruhm zog meinen Untergang nach sich“, äußerte sich Mathias Weber, genannt
Fetzer, kurz vor seiner Hinrichtung in Köln am 17. Februar 1803. Als sein
Kopf unter der Guillotine fiel, waren die Rheingegenden in den unruhigen Zeiten der
Französischen Revolution und Napoleon Bonapartes um einen ihrer berüchtigsten
Verbrecher ärmer geworden. Staatsanwalt Anton Keil, Kopfjäger und Geheimagent
im Dienste Frankreichs, unermüdlich im persönlichen Einsatz gegen das organisierte
Verbrechen, verzeichnete einen seiner größten Erfolge im Kampf gegen die organisierte
Kriminalität.
Die Zeit der Räuberbanden am Rhein, die seit dem Kriegsbeginn 1792 eine ungeahnte
Bedrohung entfaltet hatten, näherte sich mit Fetzers Tod einem Ende. Schinderhannes
sah in seinem Mainzer Gefängnis seiner Hinrichtung entgegen. Picard, genannt
König der Mitternacht, einer der bedeutendsten Köpfe der rheinischen Mafia,
hatte nur noch wenige Monate in Freiheit zu erwarten. Zahlreiche andere Verbrecher
waren bereits in die Hände der Justiz gefallen.
Fetzer, Schinderhannes oder Picard waren entgegen der heute landläufigen Meinung
keine schillernden Räuberhauptmänner, keine Robin Hoods, die nur die Reichen bestahlen
und den Armen gaben. Sie hatten vor allem ihren eigenen Vorteil vor Augen.
Fetzer bot sich auch nie als Romanheld im Stile eines Karl Mohr oder Rinaldo Rinaldini
an: Eher schmächtig von Gestalt, niemals auffällig durch seine Kleidung, kein
Frauenheld – die Merkmale, die einen Schinderhannes ausmachten, fehlten ihm. Obwohl
die heute nachweisbaren 130 Straftaten des Schinderhannes – Raubüberfälle,
räuberische Erpressungen, Diebstähle und die Beteiligung an fünf Morden – jede
Größenvorstellung sprengen, so konnte Fetzer diese Zahl noch übertreffen: „181 vollendete
und 122 mißlungene“ Straftaten verzeichnete Keil zum Zeitpunkt von Fetzers
Hinrichtung, dem mehrere tausend Zuschauer beiwohnten.
So galten die letzten Worte Fetzers seinem Publikum: „Ich habe den Tod verdient,
meine Freunde, hundert Tode für einen. Ihr, die ihr auf bösem Wege seyd, spiegelt
euch an meinem Ende ! Junge Leute ! flieht, flieht die Hurenhäuser. Eltern ! erzieht
eure Kinder in Religion. Denkt an Gott. Möchte mein Blut das Letzte seyn, das so
vergossen wird.“
Die hier dargestellte Lebensgeschichte des Mathias Weber ist ein kommentierter
Nachdruck der Veröffentlichung von 1803, zusammengefaßt aus den Akten des Kölner
Staatsanwalts Keil. Sie wendet sich nicht nur an den interessierten Geschichtsfreund,
sondern auch an die Forschung.