Die Kompetenz, andere Kulturen zu verstehen und mit Alterität umzugehen, scheint in einer interkulturellen Einwanderungsgesellschaft und einer globalisierten kulturellen und ökonomischen Wirklichkeit unerlässlich zu sein. Im Rahmen schulischer Bildung nimmt der Geschichtsunterricht hier eine Schlüsselrolle bei der Förderung von (interkultureller) Perspektivübernahme ein.
Der vorliegende Band befasst sich mit der theoretischen Modellierung von Perspektivübernahme als Partialkompetenz historischen Denkens. Das konzipierte Niveaustufenmodell wurde im Rahmen einer explorativen Studie an zwei Gesamtschulen einer ersten empirischen Prüfung unterzogen. Die Intervention geschah im Rahmen einer Unterrichtsreihe zur japanischen Mentalitätsgeschichte mit Fokus auf die Gesellschaft der Tokugawa- und Meiji-Periode zwischen 1600 und 1912. Dabei wurde der Schwerpunkt auf die gesellschaftlichen Strukturen und die Mentalität der Samurai als bestimmender Elite an den Wendepunkten der Epochen gelegt.
Die erfassten Datensätze wurden mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet, um das Niveaustufenmodell zur Perspektivübernahme zu prüfen. Aus den Antworten auf offene Aufgabenformate zu unterschiedlichen Problemstellungen wurden jene Kernelemente destilliert, die als Performanzleistungen der Perspektivübernahme erfasst und in das Niveaustufenmodell eingeordnet werden konnten.