In der jüngeren bundesdeutschen Vergangenheit waren es häufig handfeste Wirtschaftsskandale oder Finanzkrisen, die den öffentlichen Ruf nach „den Verantwortlichen“, nach mehr sozialer Gerechtigkeit und Fairness des Systems provozierten – Forderungen, denen zumeist umgehend Beschwichtigungsformeln vom notwendigen Vertrauen in die Wirtschaft, in das Verantwortungsbewusstsein und die Integrität der Unternehmer folgten.
Doch welche ethischen Standards sollen wirtschaftliches Handeln überhaupt bestimmen? Sind die dahingehend in Deutschland getroffenen gesetzlichen Regelungen hinreichende Garanten für ein verantwortliches Unternehmerverhalten oder bedarf es dafür vielmehr unternehmerischer Selbstverpflichtungen? Werden Letztere aus Überzeugung eingegangen oder dienen sie vornehmlich der Imagepflege? Welche Auswirkungen haben entsprechende Bemühungen auf die gesellschaftliche Wahrnehmung der Unternehmen?
Ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte kann hilfreiche Ansätze zur Beantwortung dieser Fragen liefern. Dieser Band verbindet Analysen der aktuellen Situation mit geschichtswissenschaftlichen Beiträgen über Vertrauen, Moral, Glauben und Werteorientierung im Unternehmertum des 19. und 20. Jahrhunderts.