In die Rolle des anderen Geschlechts zu schlüpfen, ist für den Menschen seit jeher eine verlockende Vorstellung. Während die meisten gesellschaftlichen Institutionen die Realisation dieser Vorstellung in der Regel sanktionierten, fand sie in der Welt des Theaters einen legitimierten, spielerischen Rahmen. Auf der Bühne wurden zunächst weibliche Figuren generell von männlichen Schauspielern dargestellt. Frauen agieren erst seit der Renaissance selbst als Darstellerinnen. Seither allerdings geben auch sie ihre Vorstellung von Aspekten des männlichen Geschlechts und spielen selbst Männerrollen auf der Bühne. Im deutschen Sprachgebrauch des 19. Jahrhunderts entstand der Begriff der Hosenrolle, der hilft, die weiblichen Spielarten travestierter Rollen zu differenzieren: Er umfasst weibliche Bühnenfiguren, die sich männlicher Attitüden bedienen (sog. "falsche Hosenrollen"), die sich temporär als Männer ausgeben (sog. "verkleidete Hosenrollen") sowie tatsächlich männlich angelegte Bühnenfiguren, die von Darstellerinnen verkörpert werden (sog. "echte Hosenrollen"). Der Katalog liefert neben der Beschreibung dieser Spielarten Eckdaten zur Theater- und Kulturgeschichte und stellt das Theaterphänomen durch ein breites, vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichendes Bildkompendium unmittelbar vor Augen. Mit reichhaltigem Bildmaterial aus den Beständen des Deutschen Theatermuseums sowie aus europäischen Theatersammlungen eröffnet sich ein aufschlussreiches Panorama zur Entwicklung des Spiels travestierter Frauen auf dem Theater. Dem Band liegt eine CD-ROM bei, auf der mehr als 600 Stücke mit den dazugehörigen Detaildaten zu den Hosenrollen zu finden sind.