Es sind große klassische Begriffe, um die Heinrich Manns politisches Denken kreist: Geist, Vernunft, und nicht zuletzt das, was Mann sein fruchtbarstes Problem nennt: die Macht. Die vorliegende Arbeit untersucht die Auseinandersetzung mit diesem Problem in den Romanen der von 1910 bis 1925 entstandenen Kaiserreich-Trilogie und den sie flankierenden essayistischen Texten. Als Problem erweist sich die Macht dabei gerade aufgrund einer inneren Differenz, die die Einheit ihres Begriffs bedroht: Manns Werk fällt nicht nur in eine politisch krisenhafte Zeit, sondern in eine moderne Krise des Politischen überhaupt, in der die klassischen Repräsentationen der Macht, an denen die Essays mit einer politischen Theologie des Geistes noch festhalten, hinfällig werden. Die Romane hingegen stellen sich dieser Problematik in vollem Umfang: Sie folgen den modernen Metamorphosen und Fluchtlinien der Macht und erweisen sich so als eine eigenständige literarische Refl exion über das Problem, die nicht davor scheut, in eine polemische Begegnung mit dem Begriffsdenken der Essays zu treten und dabei die prekären politischen Fortschreibungspotentiale von Heinrich Manns „Vernunfttraum“ freizulegen.