Das Jahrbuch der Klassik Stiftung Weimar betrachtet Gesellschaft, Politik und Kultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Weimar, der Residenzstadt an der Ilm.

Die Kulturgeschichte Weimars in den Jahren nach 1900 gleicht jenem zeithistorischen Panorama, das Robert Musil in seinem Epochenroman »Der Mann ohne Eigenschaften« entworfen hat: Am Vorabend des Ersten Weltkriegs präsentiert sich die Residenzstadt als Kristallisationspunkt kultureller Gegensätze, politischer Oppositionen und weltanschaulicher Antagonismen - vor allem aber als Ort des intellektuellen und ästhetischen Experiments. Zeitgenossen wie Harry Graf Kessler und Großherzog Wilhelm Ernst, Adolf Bartels und Gabriele Reuter, Samuel Lublinski und Elisabeth Förster-Nietzsche agieren mit wechselnden Verbündeten in diesem Spannungsfeld, das ebenso wie Musils Kakanien von restaurativen und progressiven Ideen gleichermaßen bestimmt wird.
Im Jahr 2014 blickt die Klassik Stiftung auf jene Zeit zurück, die dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs unmittelbar vorausgegangen ist. Reich bebilderte Fallstudien schlagen den Bogen von der Frauenbewegung bis zur Kolonialpolitik, von der Weimarer Malerschule bis zur Heimatkunstbewegung und von naturwissenschaftlichen Theoriebildungen bis zu kulturkritischen Zeitdiagnosen.