BOULE und DEMOS waren die zentralen Institutionen einer griechischen Stadt. Auch noch in der römischen Kaiserzeit regelten sie öffentliches Leben und zeugten von lokaler Eigenständigkeit bei gleichzeitiger Einbindung in das System römischer Provinzialverwaltung. Ein Reflex dieser antiken Lebenswirklichkeit findet sich in der Münzprägung, denn zahlreiche Poleis in Kleinasien bildeten Personifikationen von Boule und Demos auf ihren lokalen Münzen ab und stellten diese neben das omnipräsente Kaiserbildnis.
Unterstützt von weiteren Personifikationen städtischer Instanzen, Institutionen und abstrakter Autoritäten aus politisch-administrativem Kontext, allen voran der GEROUSIA, repräsentierten sie ein anderes Bild der Stadt als dies die sonst üblichen traditionellen Götterbilder taten.
Eine Auswertung der Ikonographie, von der historischen Entwicklung dieser Figuren hin zur Funktionalisierbarkeit der Bildnisse – insbesondere des DEMOS als multipel einsetzbarer Identifikationsfigur – wird im ersten Teilband vorgelegt. Mehr als 3.800 Münzen mit den Bildnissen von Personifikationen städtischer Institutionen, differenziert in 775 Einzeltypen aus 107 Städten in Kleinasien sind im zweiten Teilband zusammengestellt und werden im Kontext der jeweiligen lokalen Münzprägung kommentiert.