Am 9. Juni 2004 explodierte in der Kölner Keupstraße eine Nagelbombe, die Teil der Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) war. Nach dem Anschlag wurde die gesamte Anwohnerschaft kriminalisiert und vom Verfassungsschutz bespitzelt. Die Opfer wurden zu Tätern gemacht, während die wirklich Täter und ihre Strukturen von den Behörden unbehelligt blieben. Die stigmatisierende These der Ermittlungsbehörden, wonach die Täter zuerst im Umfeld der Keupstraße zu suchen seien, blieb in der Öffentlichkeit weitestgehend unwidersprochen. Rechtsextreme Anschläge und die Verfolgung der Opfer statt der Täter stehen in einem größeren Zusammenhang rassistischen Denkens und Handelns, dem seit dem Mauerfall 1989 über hundert Menschen zum Opfer fielen.

"Von Mauerfall zur Nagelbombe", basierend auf einer gleichnamigen Film- und Veranstaltungsreihe in der Keupstraße, setzt die Pogrome der 1990er Jahre in Bezug zu den NSU-Anschlägen und zeigt gemeinsame Erfahrungen und Analysen von Rassismus in Deutschland. Herzstück des Buches sind dabei allerdings die Interviews mit den Betroffenen des Nagelbombenanschlags, die ungeschönte Augenzeugenberichte des 9. Juni 2004 bieten, aber auch ein erschreckendes Bild der Jahre nach dem Attentat zeichnen.