Im Zusammenhang mit der Debatte um den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union wird immer wieder auf die vermeintlich von unversöhnlichen kulturellen, religiösen und militärischen Konflikten bestimmte Auseinandersetzung zwischen dem christlichen Europa und dem Osmanischen Reich verwiesen. Umso notwendiger ist eine vergleichende, transnationale und interdisziplinäre Erforschung der tatsächlichen historischen Erfahrungen jener Regionen, die bis in die Neuzeit hinein entweder unter direkter osmanischer Oberherrschaft standen oder durch ihre Grenzlage nachhaltig geprägt wurden. Für Ostmitteleuropa, insbesondere das historische Königreich Ungarn und die polnisch-litauische Adelsrepublik, sind solche Forschungen erst jüngst aufgenommen worden, obwohl diese Großregion seit dem 14./15. Jahrhundert der osmanischen Expansion ausgesetzt war. Der Band repräsentiert diese methodische Wende und versammelt Beiträge, die exemplarisch unterschiedlichste Aspekte dieser wechselseitigen Beziehung analysieren – von Feindbildkonstruktionen über kulturelle Aneignungsprozesse bis zum Status christlicher Konfessionen im "osmanischen Europa".