Bisher wurden Stammbücher oft nur für die biographische Forschung genutzt. Die vorliegende Arbeit schlägt einen anderen Weg ein und versucht mit literaturwissenschaftlichen und statistischen Methoden Stammbuchinskriptionen als eigenständigen Forschungsgegenstand der Germanistik zu etablieren. Anhand eines umfangreichen Korpus an Leipziger Stammbucheinträgen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden das Zitierverhalten der Einträger hinsichtlich ihrer Autor-, Gattungs- und konkreten Textwahl und die formale Gestaltung der Inskriptionen analysiert. Zudem interessieren die in den Einträgen formulierten moralischen Werthaltungen, die in ihrer Kombination erkennen lassen, dass es sich beim Stammbuch um mehr als ein „Denkmal der Freundschaft“ handelt.