Diese Lebensgeschichte des früheren Saarbrücker Rabbiners Rülf, eines "der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte des saarländischen Judentums" (H.W. Herrmann), ist in mehrfacher Hinsicht ein aufschlussreiches Dokument. Rülf hatte in den Schicksalsjahren des Abstimmungskampfes vor 1935 nicht nur eine erfolgreiche religiöse, soziale und erzieherische Tätigkeit für die saarländische Judenschaft entwickelt, sondern auch eine internationale politische und diplomatische Aktivität im Kontakt mit der Saarländischen Regierungskommission, dem Jüdischen Weltkongress und dem Völkerbund zur Rettung der Juden auf den Weg gebracht, die die Aufmerksamkeit der Welt für einige Zeit auf das kleine Saargebiet lenkte und zu dem so genannten Römischen Abkommen geführt hat. Diese Autobiographie ist auch ein exemplarisches Zeugnis für den erzwungenen Bruch in der Lebensgeschichte so vieler Juden, die zur Emigration gezwungen, sich in einer fremden Welt unter schwierigsten politischen, sozialen, kulturellen, ja klimatischen Verhältnissen als Siedler und Pioniere eine neue Heimat schaffen mussten. Und schließlich bezeugen diese Erinnerungen das Ende des Traums von der deutsch-jüdischen Symbiose.