Lebens- und Glaubenswelten eines Landpfarrers in bewegter Zeit.

Der Pfarrerschaft wird in der frühen Neuzeit für alle Konfessionen eine Schlüsselposition zugeschrieben. Seit dem Augsburger Religionsfrieden bestimmten die Landesherren das Bekenntnis, im Land durchsetzen mussten es die Geistlichen. Indem sie den »rechten Glauben« in den Gemeinden vertraten, sollten sie disziplinierend auf die Untertanenschaft einwirken und eine wesentliche Stütze der Herrschaft bilden. Doch haben die Pfarrer diese bewegte Zeit auch in der Realität so erlebt und gestaltet?
Am Beispiel des bekannten Geschichtsschreibers Johannes Letzner (1531-1613), der Pfarrämter in verschiedenen Orten der welfischen Fürstentümer Göttingen, Wolfenbüttel und Grubenhagen ausübte, rekonstruiert Ralf Kirstan die Lebenswelt und Anschauungen eines lutherischen Landpfarrers. Dabei kann sich der Autor neben weiteren Quellen auf Letzners umfangreiche gedruckte und ungedruckte Schriften überwiegend historiographischer Art stützen. Im Ergebnis tritt plastisch hervor, dass die Sicht aus der Perspektive der Landesherrschaft der Ergänzung bedarf: Der Pfarrer konnte weder erfolgreich gegen seine Gemeinde agieren noch war er persönlich so »konfessionalisiert« wie es von ihm erwartet wurde.