Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts leben die Protagonisten des französischen Romans nicht mehr in der abgeschiedenen frankophonen Welt des heroisch-galanten Adels, sondern kommen mit Fremdsprachen in Berührung – durch Handel, Diplomatie, Kolonialismus oder Exil. Von der Klassik bis zur Frühromantik zeichnet sich eine Variation zur herkömmlichen Liebesgeschichte aus, in der Mann und Frau nunmehr zwei verschiedene Sprachen sprechen: Es entwickelt sich das Motiv des „zweisprachigen“ Paares. Die vorliegende Arbeit untersucht dieses Motiv anhand von sieben Erzähltexten, die die Frage stellen, wie die Liebeskommunikation angesichts des Fehlens einer gemeinsamen Sprache stattfinden kann. Dabei handelt es sich um Probleme des Ausdrucks und des Verstehens sowie um das Ineinandergreifen von drei Themen: Fremdheit, Sprache und Liebe. Es wird gezeigt, wie die „Sprachen der Liebe“ sich im historischen Wandel kultureller Differenzen, Konzepte, Normen und Ideale entwickeln, und wie in der Zeit von Mme de La Fayettes ,Zaïde’ bis Mme de Staëls ,Corinne’ der relative Stellenwert der französischen Sprache und der Fremdsprachigkeit sich verschiebt.