Das Leben anderer hat schon immer fasziniert. Vor allem das Leben berühmter Künstler, Politiker und Wissenschaftler, mit ihren Fähigkeiten und Erfolgen, aber auch mit ihren Niederlagen und Schattenseiten. Die Biografie gehört zu den ältesten Gattungen der Literatur und die Filmbiografie zu den gefragtesten Genres auf der Kinoleinwand, eine Nachfrage, der die geringe Auseinandersetzung in der Forschung diametral gegenübersteht.
Filmbiografien sind fiktionale Filme, oft ist ihre Handlung frei erfunden oder ein willkürliches Ensemble von Lebensdaten, Erzählschemata und Anekdoten. Doch der besondere Reiz, der von ihnen ausgeht, liegt im Wissen des Rezipienten, dass die dargestellte historische Persönlichkeit tatsächlich gelebt hat, und in der Verheißung, Einblicke in dieses Leben gewährt zu bekommen. Dem Genre ist ein Wirklichkeitsversprechen inhärent. Wie sich dieses Wirklichkeitsversprechen zuspitzen und sogar vom Eindruck von der Authentizität des Dargestellten sprechen lässt, ist das Erkenntnisinteresse dieses Buches. Authentizität wird dabei als das Ergebnis eines Medienpaktes verstanden. Auf der einen Seite steht die Filmbiografie, die mit ihrem Wirklichkeitsversprechen ein Angebot macht. Auf der anderen Seite steht der wahrnehmende Rezipient mit seiner Erwartungshaltung und seinem Vorwissen, der mit diesem Angebot umgeht.