Ob man mit Haut und Haaren einer Sache verfallen ist, sich darüber graue Haare wachsen lässt, Haarspalterei betreibt, sich mit jemandem in den Haaren liegt oder dieser Person gar bis aufs Haar gleicht - überall findet man Haare in der Alltagssprache und unserem sozialen Umfeld.
Ihre Bedeutung für das menschliche Zusammenleben hat sich in den verschiedensten Redewendungen und Sprichwörter manifestiert und zeigt damit bereits an, dass sie für die Kulturgeschichte des Menschen elementar sind. Haare übernahmen schon in frühen Religionen eine symbolische Funktion und sind bis heute beim morgendlichen Blick in den Spiegel ein Indikator, ob es ein guter Tag oder ein Bad Hair Day wird. Mit der Frage, warum das Haar mit vielseitigen Bedeutungen aufgeladen ist und in welcher Weise sich diese auf die Gesellschaft auswirken, beschäftigt sich die Ausstellung „Kopfsache – Zur Kulturgeschichte der Haare“ im Niederrheinischen Freilichtmuseum.
Da die Sonderausstellung räumlich wie zeitlich begrenzt ist, werden einzelne Aspekte des umfangreichen Ausstellungsthemas in dem vorliegenden Begleitbuch durch wissenschaftliche Aufsätze vertieft und durch Illustrationen aufbereitet.
Einleitend wird in dem Artikel „Zwischen Mythos und Moderne“ von Anisha Mülder-van Elten auf die Vorstellung vom Haar als Träger der Seele und äußeres Zeichen der inneren Verfassung in der Kulturgeschichte eingegangen.
Dr. Reinildis Hartmann beschreibt in ihrem Beitrag „Waschen, schneiden, legen“ detailliert die Entwicklung des Friseurberufs von seinen Anfängen um 5000 v. Chr. in Ägypten über Bader und Barbiere sowie Perückenmacher bis zu den heutigen Hairstylisten.
Johannes Krause geht in seinem Artikel „Warum eine Frisur mehr ist als nur eine Ansammlung von Haaren“ dem Haarschnitt als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe auf den Grund und erläutert anhand von Beispielen die Funktionsweise von sozialen Ein- und Ausgrenzungsmechanismen durch Haarmode.
In dem Artikel „Lange Haare, kurzer Verstand?“ widmet sich Nicole Weppler dem eingangs erwähnten Thema der sprachlichen Präsenz von Metaphern und Redewendungen rund um das Haar. Darin beleuchtet sie den Ursprung der haarigen Ausdrücke sowie deren wörtliche und bildhafte Deutung.
Ergänzt werden die Beiträge durch Exponatfotografien von Manuel Braun und weiteres Bildmaterial. Durch die Zusammenarbeit von Autoren unterschiedlicher Forschungsbereiche ist die Zusammenstellung eines interdisziplinären und damit ganzheitlichen Blickes auf die Facetten der Kulturgeschichte der Haare gelungen.