Als pflegende Kinder und Jugendliche werden Personen bis zum 18. Lebensjahr bezeichnet, die regelmäßig pflegerische Aufgaben für ein anderes chronisch krankes Familienmitglied übernehmen. Sie übernehmen Haushaltstätigkeiten, kümmern sich um gesunde Geschwister oder sind in „klassische“ Pflegetätigkeiten involviert, die normalerweise nur in Zusammenhang mit Erwachsenenpflege gebracht werden. Negative Auswirkungen der frühen Pflege zeigen sich nicht selten in körperlichen, psychischen, sozialen und schulischen Belastungen. In Österreich ist noch bis vor kurzer Zeit der Situation pflegender Kinder und Jugendlicher keine Aufmerksamkeit zu Teil geworden. Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Wien führte daher im Auftrag des Sozialministeriums zwei Studien zu dieser Thematik durch. Die erste Studie gibt Einsicht in die Situation pflegender Kinder und Jugendlicher. In einer Prävalenzstudie wird eine fundierte Zahlenbasis über die Anzahl und die soziodemographischen Merkmale der sogenannten „Young Carers“ vorgelegt. Sie beschreibt was sie tun, was sie belastet und wie sie sich darin von nicht-pflegenden Kindern unterscheiden. Im methodisch qualitativ angelegten Studienteil werden die Auswirkung früher Pflegeerfahrungen aus der Sicht ehemaliger, nun mehr erwachsener pflegender Kinder und Jugendlicher beleuchtet. Die zweite Studie legt ein Rahmenkonzept als Grundlage zur Unterstützung von pflegenden Kindern und Jugendlichen sowie deren Familien vor. Damit soll aufgezeigt werden, durch welche konkreten Maßnahmen Betroffene unterstützt werden können und welche Voraussetzungen für ein „wirksames“ Young Carers-Projekt gegeben sein sollen. Gleichzeitig soll sie ein Orientierungsrahmen für Kinder- oder Wohlfahrtsorganisationen zur Implementierung von bedürfnisorientierten Unterstützungsmaßnahmen für pflegende Kinder und Jugendliche sein.