„Mythische Rede“ ist die Formel für das im Medium der Sprache zum Ausdruck gebrachte mythische Denken. Ausgehend von Ernst Cassirers kulturphilosophisch und erkenntnistheoretisch begründeter Theorie des Mythos untersucht die Autorin in ihrem Buch die Gestaltung des Phänomens in der Literatur. Anhand von Prousts „Recherche“ und Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“ zeigt sie, wie Phänomene mythischen Bewusstseins literarisch repräsentiert sein können. Dabei macht sie der literaturwissenschaftlichen Mythosforschung ein begriffliches Instrumentarium verfügbar, in dem die herkömmliche Auffassung des Mythos als Ursprungserzählung zwar noch präsent ist, das aber zugleich darüber hinausweist, indem es der epistemischen Konstitutionsleistung des mythischen Bewusstseins Rechnung trägt.