Bei den deutschen Frühromantikern war das Interesse an der „germanischen“ Frühzeit groß. Freunde von Fouqué wie von der Hagen, Büsching und Beneke edierten alt- und mittelhochdeutsche Dichtungen. Gleichzeitig galt die Poesie der „uns verwandten“ nordischen Länder (Fouqué) als bedeutsam und wichtig zum Verständnis des germanischen Mittelalters, besonders die altisländischen Dichtungen der Edda und Völuspá, die Sigurdsaga, Vorlage für Fouqués Held des Nordens, und die isländischen Skaldendichtungen.
Im vorliegenden Band präsentieren wir drei recht unbekannte Beispiele für Fouqués Beschäftigung mit der schwedischen und dänischen Literatur der Romantik aus den Jahren 1826, 1837 und 1842. Clas Livijn, eine besonders seltsame und interessante Gestalt der schwedischen Literatur, schrieb mit Pique-Dame einen Roman über unglückliche Liebe, Traum, Wahnsinn und Realität, der teilweise in einem Irrenhaus spielt. Fouqué hat den Roman 1826 übertragen, das vermutlich einzige Beispiel für eine Übersetzung eines Livijn-Werkes in eine Fremdsprache. Der Dichter und Erzähler Bernhard Severin Ingemann aus Dänemark galt Friedrich Fouqué als ein Verwandter im Geiste, obwohl sich die beiden wohl nur ein einziges Mal persönlich begegnet sind. 1837 übertrug Fouqué drei romantisch-phantastische Erzählungen Ingemanns ins Deutsche und ließ 1842, im Jahr vor seinem Tod, noch eine Übertragung des Bilderbuchs ohne Bilder von Hans Christian Andersen folgen. Alle diese Übertragungen sind nicht nur „Übersetzungen“ im Wortsinne, sondern auch Transpositionen in Fouqués ureigenes sprachliches Idiom.
Der Kölner Skandinavistik-Professor Stephan Michael Schröder hat die drei Bände in Zusammenarbeit mit dem Serienherausgeber Christoph F. Lorenz neu ediert und sie in einem instruktiven Nachwort kritisch erläutert.