Während eines Aufenthalts auf der kanarischen Vulkaninsel La Gomera, den sie mit Schreiben und ausdauernden Naturbeobachtungen verbringt, wird Marica Bodrožić eines Tages gebeten, auf einen Hund aufzupassen. Innerhalb kürzester Zeit übernimmt er die Regie über ihre Tage und Wahrnehmungen. Ein überzeitliches Gespräch mit den vielen anderen Tieren ihres Lebens ist die Folge: Sie erzählt von der Gewalt des dalmatinischen Großvaters, der ihrem Kindheitshund Chio aus dem Nichts heraus ein Auge ausschlägt oder einen hungrigen Esel in eine tiefe Grotte stößt. Oder vom blinden mütterlichen Zorn in der hessischen Provinz, der aus dem Menschenkind ein Tierkind macht. Statt diese zugewiesene Tierwerdung jedoch als Herabsetzung zu empfinden, wird der Blick der Tiere zu einem Ort der Geborgenheit, der die Grenzen zwischen den Körpern aufhebt und neue Schwebeverhältnisse einleitet. So entsteht eine Reflexion über Mensch und Natur, und über Angst, Verletzlichkeit und Trauer, die, einmal durchschritten, ein Hohelied des Lebens einleitet. In Rückblenden, Erinnerungen und philosophischen Streifzügen erfolgt in diesem poetischen Gewebe eine Anrufung der Jetztzeit, in der die Tiere, anders als die Menschen, die reine Gegenwart sind.