Im Einklang mit den jüngeren curricularen Entwicklungen offenbart die institutionelle Segmentierung des allgemein- und berufsbildenden Schulwesens eine insbesondere für die Leitfächer der politischen Bildung problematische Verkürzung des (Allgemein-)Bildungsanspruchs. Statt die gesellschaftspolitische Wirkmächtigkeit politischer Bildung zu akzentuieren, dominieren vielfach entpolitisierende „Kammerprüfungen“ den Politikunterricht. Angesichts der wachsenden Kluft zwischen der „politischen Elite“ einerseits und den sozioökonomisch weniger privilegierten Bevölkerungsgruppen andererseits, ist diese Entwicklung nicht nur pädagogisch, sondern auch politisch in besonderer Weise bedenklich. Vor diesem Hintergrund werden im vorliegenden Buch konstitutive Merkmale des Politikunterrichts in der dualen Ausbildung erörtert. Dazu werden historisch gewachsene Strukturen sowie aktuelle curriculare Entwicklungen der politischen Bildung an Berufsschulen problematisiert, um anschließend – ausgehend vom politikdidaktischen Prinzip der Lebensweltorientierung – die Gesellschaftsdeutungen von Auszubildenden hinsichtlich ihrer Teilhabeerfahrungen und -vorstellungen auszuwerten.