Die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Zweiten Weltkrieg erfolgte im Nachkriegsdeutschland in einem erinnerungskulturellen Spannungsfeld, in dem Diskurse um Schuld und Verantwortung der Deutschen mit Diskursen um deutsche Tote und deutsches Leiden konkurrierten. Die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen und derjenigen, die gegen das NS-Regime gekämpft hatten, standen dabei lange Zeit nicht im Vordergrund der offiziellen Kultur des Totengedenkens. Auch gab es ungeachtet der starken ideologischen Rivalität der beiden deutschen Staaten erhebliche erinnerungskulturelle Schnittmengen zwischen Ost und West.
In diesem Band – dessen hebräische Originalausgabe mit dem Jacob Bahat Preis ausgezeichnet wurde – zeichnet der 2014 verstorbene israelische Historiker Gilad Margalit ein differenziertes Bild der Gedenkfeiern aus Anlass unter anderem der Volkstrauertage oder der Jahrestage der Bombardierungen deutscher Städte und bezieht in die Analyse Denkmäler, publizistische sowie literarische Quellen und Filme mit ein. Deutlich wird zugleich, wie sehr diese erinnerungskulturellen Prägungen im vereinigten Deutschland weiterwirken.