Nicole Diersen untersucht die Funktion von Emotionen in der Politik der römischen Republik. Sie entwickelt einen emotionstheoretischen Ansatz, der es erlaubt, sich von in der Forschung herrschenden Grundannahmen sowie einer Orientierung an Emotionswörtern zu lösen. Emotionen werden auf einer beobachtbaren Ebene analysiert und als Handlungen mit drei Eigenschaften verstanden: sie verändern den körperlichen Zustand, sind interaktiv und bilden ein Narrativ. Aus der Kombination mit dem Strategiebegriff P. Bourdieus leitet sich das Konzept der Emotionsstrategien ab, das es ermöglicht, Emotionen in historischen Quellen zu erforschen. Dieses Konzept wird auf die zeitgenössischen Quellen Ciceros in der Zeit von 58 bis 49 v. Chr. angewandt. Dazu identifiziert die Autorin zunächst die Emotionsstrategien - Fremd-Aufwertung, Fremd-Diskreditierung, Selbst-Diskreditierung und Selbst-Aufwertung. Anschließend betrachtet sie sogenannte Resonanzräume wie Forum und Senat, Gericht und Brief, in denen Emotionen auf unterschiedlichste Weise eingesetzt wurden. Emotionsstrategien in ihrer Gesamtheit werden zusätzlich anhand dreier historischer Fallbeispiele beleuchtet.