Im 5. Jh. n. Chr. mussten zahlreiche römische Bürger die nordafrikanischen Provinzen verlassen, die ab 429 von den Vandalen sukzessive erobert worden waren. Einige dieser z. T. hochrangigen Flüchtlinge und Exilanten fanden Aufnahme und eine neue Heimat im kampanischen Neapel, wo traditionell eine Reihe von Grabdenkmälern in den Katakomben der Stadt mit dieser Gruppe verbunden wird. Die Auswirkungen der Verbannungen auf die aufnehmende Stadt liegen aber noch weitgehend im Dunkeln. In dieser Arbeit werden daher u. a. besagte Gräber und insbesondere deren Inschriften analysiert und letztere – soweit möglich – auch rekonstruiert. Dabei werden die vermeintlichen nordafrikanischen Bezüge hinterfragt und es wird eventuellen Einflüssen auf die lokale Kunst nachgegangen. Ausgehend vom Grab des Bischofs Gaudiosus und dessen nun exakter Datierung rückt sodann ein kirchenhistorisch wichtiges Ereignis in das Zentrum der Untersuchung, und zwar die Überführung von Reliquien der afrikanischen Märtyrerin Restituta nach Neapel und deren Verbindung mit der dortigen Bischofskirche. Erstmalig wird dabei eine direkte Verbindung zwischen der historischen Gestalt des Gaudiosus und den besagten Reliquien nachgewiesen. Um die Bedeutung dieses Transfers für die Bischofskirche Neapels angemessen zu würdigen, wird deren Genese und frühe Geschichte ausführlich beleuchtet. Dabei wird entgegen der aktuell dominanten Forschungsmeinung die Existenz zweier Basiliken herausgearbeitet, die seit der Spätantike gemeinsam bestanden und zusammen den Komplex der ecclesia Neapolitana bildeten. Es wird gezeigt, dass möglicherweise bereits seit dem späten 5. Jh. die ältere dieser beiden Basiliken untrennbar mit der Märtyrerin Restituta und durch diese mittelbar auch mit den nordafrikanischen Neuankömmlingen verbunden war.