Ehemalige KGB-Zentrale in Berlin Karlshorst
In und um Berlin gab es viele militärische Hinterlassenschaften, die von
kaum jemand zuvor betreten wurden. Zu ihnen gehörten unter anderem
die Raum- und Gebäudeteile einer Liegenschaft der ehemaligen KGBZentrale in Berlin Karlshorst, die ich Anfang des Jahres 2010 für meine
Kunstfotografie wahrhaftig entdeckt habe.
Die Gebäude, ursprünglich 1938 als Wehrmachtskaserne gebaut, wurden 1945 von der russischen Armee besetzt und beherbergten bis zum
Abzug der russischen Truppen 1994 die KGB-Zentrale. Von 1994 bis Januar 2010 lag das Gelände fast unberührt in Berlin brach. Das benachbarte ehemalige Kasinogebäude ist heute Sitz des deutsch-russischen
Museums.
Durch einen Zufall hatte ich 2010 die Möglichkeit die Gebäude zu betreten. Ich entschied mich die Räumlichkeiten so zu fotografieren, wie
es für aufwändige Interieur- und Architekturaufnahmen üblich ist.
Mit Stativ, hochauflösender Kamera und einem Satz leistungsstarker TiltShift-Objektive in unterschiedlichen Brennweiten nahm ich das Vorgefundene auf. Die stark farbigen Flächen und graphischen Linien der Motive erinnern dabei sehr an die frühen konstruktivistischen Kunstwerke
von Kasimir Malewitsch und Wassily Kandinsky.
Mit der Zeit entwickelte sich eine regelrechte Obsession, so dass ich
bis in die tiefsten Keller vordrang, um die Räume zu fotografieren. Die
nahezu 2.500 Fotos sind bei eisigen Temperaturen von bis zu minus 15
Grad entstanden. Mit dem Entkernungsteam im Nacken, hatte ich dafür
nur zwei Monate Zeit. Denn die Gebäude waren verkauft und wurden
für den Bau eines neuen Wohnparks aufwendig restauriert und renoviert. Ein Großteil der Motive existiert deshalb nicht mehr.
Die Farben, Bildkompositionen und Details der Fotos sind nicht nachbearbeitet. Sie zeugen von Momentaufnahmen eines implodierten und
verlassenen Verfalls, überzogen von einer morbiden und doch farbschönen Patina.